2021 ist schon wieder fast drei Wochen alt, sind Sie noch im Wintermodus oder kribbelt es schon wieder in den Händen, dass es draußen endlich wieder los geht?
Ich bin ja irgendwann im Herbst eigentlich immer froh, dass mal Ruhe im Garten einkehrt. Wobei ich jede Jahreszeit im Garten genießen kann. Auf Instagram werden ab Herbst Fotos mit Sommerrückblicken und ab Januar mit Frühlingsvorschauen gepostet. Ich bin der Meinung, dass es auch im winterlichen Garten so viel zu entdecken gibt.
Das Stehenlassen der Staudenbeete im Herbst hat nur Vorteile:
- In den hohlen oder markhaltigen Stängeln können Insekten überwintern. Dazu muss der Stängel aber entweder umgeknickt oder angeschnitten worden sein. Wie soll sonst das Insekt dort reinkommen?
- Die Überwinterungs- und Erneuerungsknospen sind durch die vertrocknete Blatt- und Stängelmasse besser vor Frost geschützt.
- Es gibt den ganzen Spätherbst und Frühwinter noch wirklich tolle Bilder und Details im Garten zu sehen.
- Viele Samenstände liefern in unserer immer aufgeräumteren Landschaft Nahrung für Vögel und andere Tiere.
Wenn Sie allerdings viele Blumenzwiebeln in Ihren Beeten haben, muss der Rückschnitt deswegen ziemlich früh im Jahr durchgeführt werden. Februar ist in dieser Hinsicht optimal, aber dann sollten Sie das abgeschnittene Material nicht zerkleinern oder komplett auf den Kompost geben. Besser wäre es, die Stängel separat zu lagern, damit alle Insekten die Möglichkeit haben zu schlüpfen oder aus dem Winterschlaf zu erwachen. Dies ist aber bei vielen Arten erst im April oder je nach Wetter sogar erst im Mai der Fall. Sehr dicke und markhaltige Stängel können Sie auch auf eine Länge kürzen und senkrecht ( !) an einem Zaunpfosten oder ähnlichem befestigen.
Großblumige Zwiebelarten wie Narzissen, Tulpen oder Zierlauch brauchen Nährstoffe, damit sie auch im Frühling 2022 wieder blühen können. Da der Lebenszyklus der Frühlingszwiebeln vom Austrieb über die Blüte bis zum Welken in nur ein paar Wochen durchlaufen wird, sollten Sie das austreibende Zwiebelgrün ab jetzt bis spätestens Mitte Februar gedüngt haben. Mein organischer Dünger braucht ja auch eine gewisse Zeit, bis er umgesetzt wird.
Ansonsten habe ich angefangen, Kompost zu sieben und auf den Beeten auszubringen. Das ist zwar für das Leben im Kompost nicht optimal, aber in ein paar Wochen habe ich dafür keine Zeit mehr.
Die vergangenen und nächsten Tage sollen sehr nass und regnerisch werden, das ist aber für den Boden immer noch nötig. 2017 hatten wir in Solingen noch 1152 Liter Regen pro Quadratmeter ( eigene Aufzeichnungen hier in Merscheid), 2018 waren es nur 769 Liter, 2019 nur 783 Liter und im letzten Jahr nur 734 Liter. Der Boden ist in der Tiefe von 1,8 Meter immer noch ausgetrocknet bei uns. Wenn Sie ihre Regentonnen im Herbst nicht geleert haben, vergießen Sie das Wasser ruhig im Garten, auch wenn die Nachbarn denken, dass Sie etwas seltsam sind…
Ich wünsche Ihnen ein schönes und hoffentlich etwas nasseres Gartenjahr 2021.
Bald erfreuen uns die Schneeglöckchen, es dauert nicht mehr lange.
Ihre Gärtnermeisterin
Anja Berger